Jüdische Pflege- geschichte

Jewish Nursing History

Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main

Ein Beitrag aus Krankenpflege
Verweise hervorheben

Das Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde in der Gagernstraße 36

Bereits 1875 errichtete die jüdische Gemeinde in Frankfurt am Main ein erstes Gemeindekrankenhaus. Es lag im Grünen Weg, der später nach dem Stifter des Hospitals in Königswarter Straße umbenannt wurde . Auch das Hospital selbst wurde oft als Königswarter Hospital bezeichnet. Es beherbergte 80 Pflegeplätze (vgl. Hanauer 1914: 45). Nachdem das Gebäude auf die Dauer zu eng geworden war und auch nicht mehr dem Standard der Zeit entsprach, beschloss man im Jahr 1904, statt umfangreicher Renovierungen, ein neues Krankenhaus zu bauen. Insbesondere forderte der Polizeipräsident die Herstellung von Tageräumen (Aufenthaltsräumen), da die Versorgung mit Luft und Licht als besonders heilungsfördernd erkannt worden war (vgl. Hanauer 1914: 55).

Das neue Haus: ein modernes Krankenhaus

Luftaufnahme: Krankenhauskomplex der Israelitischen Gemeinde (Gagernstr. 36, rechts) und Schwesternhaus (Bornheimer Landstr. 85, oben) in Frankfurt am Main, um 1930.
Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde / Luftaufnahme, ca. 1930
(c) Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

Nach einer Änderung der Stiftungssatzung war es möglich, das alte Krankenhaus zu verkaufen und die Gelder in ein neues Hospital fließen zu lassen. Nachdem auch mit dem Verein für jüdische Krankenpflegerinnen, der den Großteil des Schwesternpersonals stellte, die Verlegung von dessen Schwesternheims vereinbart worden war, um es wieder in der Nähe des Krankenhauses zu positionieren, schrieb man einen Architekturwettbewerb aus. Das Ziel, war ein neues Krankenhaus im Korridorsystem mit seitlichen Flügeln (vgl. Hanauer 1914: 57), was dem damaligen Stand eines modernen Krankenhausbaus entsprach.
Zuvor, im Lauf des 19. Jahrhunderts, hatte man „einhäusige“ Krankenhaustypen bevorzugt, die im Wesentlichen aus einem einzigen größeren Gebäude bestanden, in dem mehrere Abteilungen untergebracht waren (vgl. Benzenhöfer 2013: 11). Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtete man im deutschsprachigen Raum Krankenhäuser als Pavillonsysteme. Von den Pavillons, also dezentralen Einzelbauten, erhoffte man sich bessere Licht- und Luftverhältnisse und verbesserte Möglichkeiten der fachspezifischen Behandlung. Nachdem die aseptische und antiseptische Operations- und Verbandstechnik große Fortschritte gemacht hatte, rückte man vom Pavillonbau wieder ab, der einen großen Aufwand an Personal, Unterhalt und Ausrüstung erforderte. Man kombinierte nun Mehr- und Zweigeschossbauten und bevorzugte eine zentrale Bauweise (vgl. Murken 1976: 72 ff.). Der Korridorbaustil stand wieder im Vordergrund.
Den Architekturwettbewerb um den Neubau gewann der Architekt Franz Roeckle im November 1909. Roeckle hatte auch schon die Westendsynagoge in Frankfurt gebaut und gehörte zu der reformorientieren Gruppe des „Neuen Frankfurt“ um Ernst May. Roeckle trat bereits 1932 der NSDAP bei, und die Frankfurter Allgemeine Zeitung nannte seinen Lebensweg in einem Artikel von 2009 ein Lehrbeispiel „menschlicher Gemeinheit“ (vgl. FAZ 29.12.2009).

Die Eröffnung des Hauses

Nach einer etwa dreijährigen Bauzeit wurde das neue Haus im Mai 1914 fertig gestellt. Die Frankfurter Zeitung berichtete am 18. Mai 1914 über die Einweihungsfeier: „In einem der freundlichen Krankensäle, der die Namen der Stifter Georg und Franziska Speyer trug, fanden sich die Teilnehmer an der Feier zusammen. Rabbiner Dr. Nobel hielt die Weiherede unter Zugrundelegung des Buches Hiob […]. Als Vorsitzender des Gemeindevorstandes wies Justizrat Dr. Blau darauf hin, daß es die Juden von altersher als heilige Pflicht angesehen haben, die Kranken und Notleidenden zu pflegen.“ Regierungsassessor Wehr überbrachte Glückwünsche der staatlichen Behörden. „Er teilte zugleich mit, daß dem Vorsitzenden der Baukommission, Geh. Sanitätsrat Dr. Jaffé, und dem Leiter der inneren Abteilung, Dr. Alfred Günzburg, der rote Adlerorden vierter Klasse, dem um den Bau verdienten Kursmakler Leopold Igersheimer der Kronenorden vierter Klasse verliehen wurde.“ (Frankfurter Zeitung 1914b)

Die Beschreibung des Krankenhausbaus

Fotografie: Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde / Verwaltungsgebäude. Frankfurt am Main, Gagernstr. 36.
Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde / Verwaltungsgebäude.
Aus: Karl Hofacker, Die Anstalten des Verbandes Frankfurter Krankenanstalten zu Frankfurt am Main, Düsseldorf 1932

In der Festschrift anlässlich des Neubaus beschrieb Wilhelm Hanauer das Areal folgendermaßen: „Zwei Trambahnlinien enden in der nächsten Nähe des Krankenhauses. Der Hauptzugang erfolgt von der Wittelsbacher Allee her. Von hier aus wird zunächst das Verwaltungsgebäude erreicht, mit mächtigem Giebel und einer Durchfahrt, welche das Haus in zwei Teile teilt. Diese Durchfahrt ist mit Deckengemälden geziert, welche das alte Krankenhaus hinter der Judenmauer, das Haus in der Köngiswarter Straße und das nunmehr entstandene neue Krankenhaus darstellen.“ (Hanauer 1914: 60f.)

In dem rechten Flügel, so die Frankfurter Zeitung (1914a), „befinden sich die Räume für die Verwaltung, sowie die Untersuchungszimmer für die neu eintretenden Kranken. Der linke Flügel beherbergt in seinem Erdgeschoß die zahlreichen Zimmer für die Behandlung poliklinischer Patienten.“ Im ersten Obergeschoss befanden sich Wohnungen für den Verwaltungsinspektor, Assistenzärzte und Praktikanten und auch ein Betraum (vgl. Hanauer 1914: 61). „In der gleichen Axe [sic], getrennt durch den mit gärtnerischen Anlagen versehenen Binnenhof, befindet sich das Wirtschaftsgebäude, in dessen einer Hälfte im Erdgeschoß die Küchenräume untergebracht sind, während die andere die Wäscherei enthält. Beide sind mit den neuesten Apparaten ausgestattet, wie z. B. mit elektrischen Haushaltungsmaschinen, mit Kulissentrockenapparat usw. und mit einer Entlüftungs- und Entnebelungsanlage versehen. Im gleichen Gebäude ist auch die Desinfektionsanlage eingebaut, die die Desinfektion ganzer Betten gestattet. Das Hauptgebäude, das in langgestreckter Hufeisenform rechtwinklig zum Verwaltungsgebäude im nördlichen Teil des Gartens gelagert ist, ist dreigeschossig und enthält im Erdgeschoß die Räume für die chirurgischen Kranken und die Frauenkrankheiten, im ersten Stock ist die innere Abteilung und im zweiten Obergeschoß ist die Abteilung für Privatkranke. Hier kann außer den Hospitalärzten jeder Arzt die sich ihm anvertrauenden Patienten selbst behandeln. Es wurde deshalb neben dem Operationsraum für den dirigierenden Chirurgen noch ein zweiter für die Aerzte der Stadt und für den Chefarzt der Frauenabteilung eingerichtet.“ (Frankfurter Zeitung 1914a)

Fotografie: Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde / Hauptgebäude. Frankfurt am Main, Gagernstr. 36.
Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde / Hauptgebäude.
Aus: Festschrift zur Einweihung des neuen Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde zu Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1914

Aus: Festschrift zur Einweihung des neuen Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde zu Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1914

In der weiteren Beschreibung wurde hervorgehoben, dass die Zimmer vergleichsweise klein waren, nur zwei Säle hatten neun Betten, alle anderen weniger. Großzügige Tagesräume waren vorhanden, und auf der Höhe des Dachs gab es zwei Sonnenbäder, die nach Süden ausgerichtet „eine wundervolle Aussicht über Berg und Tal, über Wald und Wiesen“ boten. Die Korridore waren mit Korklinoleum ausgelegt und die Türen schalldicht mit Filz abgedichtet. Eine „Ozonisierungsanlage“ entlüftete sämtliche Räume, und eine Pulsions-Warmwasseranlage heizte zentral vom Wirtschaftsgebäude aus.

Bemerkenswert war auch das im Süden der Anlage errichtete Infektionsgebäude mit vier Abteilungen und 30 Betten, mit vorgelagerter Liegehalle im Erdgeschoss und verandenartigen Tagesräumen im Obergeschoss. Die Infektionsräume waren durch eine „Schleusenanlage“ zu erreichen, die Türen der Zimmer waren nach oben geteilt, so dass man zur Kontrolle der Insassen nicht die ganze Tür öffnen musste. Die Anlieferung der Speisen erfolgte über einen Speiseaufzug, der vom Garten aus, also von außen, zu bedienen war (vgl. Frankfurter Zeitung 1914a).

Insgesamt umfasst das Krankenhaus Abteilungen für Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie, Hals-, Nasen- Ohrenkrankheiten, Augenheilkunde und Röntgen; es beherbergte 200 Patientenbetten.

Professor Simon Isaac, der das Haus ab 1925 leitete, berichtete in seinen Erinnerungen, dass er beeindruckt war vom Bewusstsein der wohlhabenden Bürger für das Gemeinwesen, was sich darin äußerte, dass nahezu drei Viertel der Krankenhausausstattung durch Spenden finanziert worden war. Einige Familien hatten komplette Abteilung gestiftet, andere Betten oder einzelne Gegenstände. Die Namen der Spender waren auf bronzenen Tafeln an den Wänden eingraviert, um die Erinnerung an sie wach zu halten (vgl. Isaac o. J.: 202).

Modernität bei der Inneneinrichtung

Was Modernität damals für den Innenausbau bedeutete, hat Fritz Voggenberger, der Innenarchitekt des israelitischen Krankenhauses, auf der Internationalen Baufachausstellung in Leipzig 1913 präsentiert. Über die moderne Krankenhausküche schrieb Voggenberger: „Die ausgestellte Kochanlage ist für eine Diätküche bestimmt […]. Maßgebend für die Einrichtung einer Diätküche ist der Grundsatz, daß die Zubereitung der Speisen für jeden Kranken individuell nach Anordnung des Arztes geschehen muß. Es ist also Vorkehrung zu treffen, daß geringe Quantitäten auf die verschiedenste Art gekocht, gebraten, gebacken und warm gehalten werden können […]“ (Voggenberger 1913: 39).

Zum Wartezimmer: „Die sorgfältige Ausstattung dieses Zimmers soll nicht nur einen angenehmen Aufenthalt ermöglichen, auch den Forderungen der Hygiene ist Rechnung getragen. Die aus ungebleichtem Peddigrohr hergestellten Möbel sind mit Schellackfirnis überzogen, da Staub und Schmutz nicht haften bleibe […]“ (Voggenberger1913: 27).

Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu Aus- und Umbauten, je nach Anzahl und Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten, welche nicht alle dokumentiert sind.

Fotografie: Musterküche. Voggenberger, Fritz: Sonderausstellung für Krankenhausbau. Frankfurt a.M. 1913.
Musterküche / Voggenberger, Sonderausstellung.
Aus: Voggenberger: Sonderausstellung für Krankenhausbau. Frankfurt a.M. 1913
Fotografie: Muster-Wartezimmer. Voggenberger, Fritz: sonderausstellung für Krankenhausbau. Frankfurt a.M. 1913.
Muster-Wartezimmer / Voggenberger, Sonderausstellung.
Aus: Voggenberger: Sonderausstellung für Krankenhausbau. Frankfurt a.M. 1913

Der 1. Weltkrieg

Während des 1. Weltkriegs, von August 1914 bis Anfang 1919, wurde das Krankenhaus als Lazarett 26 geführt. Etwa die Hälfte der Betten wurde hierfür zur Verfügung gestellt. Vor allem wurden Schwerverletzte aufgenommen, die bei jedem der häufigen Fliegerangriffe von den Krankenschwestern in sichere Räume transportiert werden mussten (vgl. Steppe 1997: 217).

Leitende Ärzte

Fotografie: Prof. Dr. Simon Isaac / Leiter des Israelitischen Krankenhauses ab 1925. Frankfurt am Main, Gagernstr. 36.
Prof. Dr. Simon Isaac / Leiter des Israelitischen Krankenhauses ab 1925.
Aus: Wilmanns, Juliane: Medizin in Frankfurt am Main. Hildesheim 1994

Zur Eröffnung des Hauses 1914 hatte Dr. Alfred Günzburg die Leitung inne. Er hatte als Nachfolger von Dr. Simon Kirchheim schon das Gemeindekrankenhaus in der Königswarter Straße geführt. Der gebürtige Offenbacher leitete das Hospital bis 1925. Er konnte 1939 ins Exil nach Palästina entkommen, wo sich bereits sein Sohn aufhielt. Hier starb Dr. Günzburg 1945 in Ramoth Hashavim bei Tel Aviv (vgl. Kallmorgen 1936/M. R. 1946).

Nach Dr. Günzburg folgte 1925 der aus Köln stammende Professor Dr. Simon Isaac, von ihm wissen wir Einiges aus seinen Lebenserinnerungen (vgl. Isaac o. J.). Als er das Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde übernahm, war das Haus aufgrund der Inflation zum Teil in Apartments umgewandelt worden, um Mieteinnahmen erzielen zu können. Professor Isaac ließ das Haus nun renovieren, mit dem Ziel, dass es wieder das „schönste und am besten ausgestattete der Stadt“ sein sollte. Nun wuchs auch die Anzahl der nicht-jüdischen Patienten stark. Isaac führte das auf: „die exzellenten medizinischen Fähigkeiten, die individuelle Aufmerksamkeit in der Pflege“ und die hohe Essensqualität zurück. Auch spielte eine Rolle, dass nach dem 1. Weltkrieg ca. 10.000 neue Bürgerinnen und Bürger die Nachbarschaft des Krankenhauses besiedelten und diese Menschen gerne die Möglichkeiten des Krankenhauses wahrnahmen. Simon Isaac betont in seinen Erinnerungen, dass er „immer glücklich war, bis zu seinen letzten Tagen in Frankfurt, wenn die Leute in der Straßenbahn, in den Geschäften oder einfach auf der Straße sich ihm als ehemalige Patienten des jüdischen Krankenhauses vorstellten und sich dankbar an die Hilfe erinnerten,“ die man ihnen zukommen hatte lassen (vgl. Isaac o. J.: 202f.).

Oberinnen des Hauses

Für die Schwesternschaft des Krankenhauses sollen an dieser Stelle die Oberinnen erwähnt werden. Minna Hirsch hatte diese Position von 1893 bis 1925 inne, wobei sie die Oberin sowohl des Krankenhauses als auch der Schwesternschaft im Schwesternverein war. Erst nach ihrer Pensionierung wurden die Ämter getrennt: Während im Verein nun Sara Adelsheimer die Leitung übernahm, tat dies im Krankenhaus Julie Glaser.

Die Forschung nach den damaligen Patientinnen und Patienten und den Angestellten des Hauses bedarf noch einiger Anstrengung; verwiesen sei auf Edgar Sarton Saretzki [Link], den wir zu seiner Kindheit und als Diphtheriepatient im Krankenhaus befragen konnten.

Das Krankenhaus zur Zeit des Nationalsozialismus

Im Rahmen der sogenannten „Arisierung“ kaufte die Stadt Frankfurt am Main am 1.4.1939 der Jüdischen Gemeinde das Gelände, die Gebäude und die Einrichtung zum Preis von 900.000,- RM ab. Der Gemeinde wurde gestattet gegen Miete weitere drei Jahre im Gebäude zu bleiben (vgl. ISG). Immer mehr Altersheime, Kinderheime und Krankenhäuser wurden nun geschlossen und deren Bewohnerinnen und Bewohner in das Gagernkrankenhaus verlegt. Zudem war das Krankenhaus ab 1940 zuständig für psychisch Kranke. Im selben Jahr musste auch die koschere Küche des Krankenhauses geschlossen werden (vgl. Steppe 1997: 237f.).

Bis Oktober 1942 wurde das Krankenhaus zwangsgeräumt. Die Patientinnen und Patienten und viele der Schwestern wurden nach Theresienstadt und in die Todeslager im Osten deportiert (vgl. Steppe 1997: 246). Neuer Eigentümer wurde das Hospital zum Heiligen Geist, hat es aber scheinbar nicht nutzen können bevor es durch einen Luftangriff am 4. Oktober 1943 schwer beschädigt wurde.

Die Nachkriegszeit

Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde / Relikt im Hof des heutigen Altenzentrums der Jüdischen Gemeinde.
© Edgar Bönisch

Nach dem Krieg konnte die jüdische Gemeinde über die Gebäude des Krankenhauses bereits ab 1945 wieder verfügen. Nach Renovierungsarbeiten wurde im November 1945 der Rundbau (vermutlich das ehemalige Infektionsgebäude, an anderer Stelle als ehemalige Urologie bezeichnet (vgl. Tauber 2008: 143)) eingeweiht, und Überlebende aus Theresienstadt zogen ein. Die KrankenschwesterRosel Möser übernahm die Leitung dieses nun als Alten- und Siechenheim bezeichneten Gebäudes. Nach ihrer Emigration in die USA im Jahr 1946 übernahm Else Herlitz ihre Position. Im Erdgeschoss des ehemaligen Verwaltungsgebäudes wurde nach 1945 eine Psychiatrie für leichte Fälle untergebracht. In weiteren Teilen des Verwaltungsbaus und des ehemaligen Krankenhauses wurden Wohnungen eingerichtet. Am 26.9.1948 wurde das Gebäude wieder als Krankenhaus eingeweiht. Doch über die Größe einer Krankenstation für 20 Personen wuchs das Haus nicht mehr hinaus. Bereits im Juli 1949 musste es aus Mangel an Geld, aber auch mangels Patienten wieder geschlossen werden (vgl. Tauber 2008: 143f.).

In den 50er Jahren befanden sich in den erhaltenen oder wiederhergestellten Teilen des Krankenhauses das Altersheim und der Kindergarten der jüdischen Gemeinde sowie Wohnungen für Gemeindemitglieder. Zwischen 1973 und und 1977 wurden die Gebäude des Krankenhauses abgerissen und durch das heutige Altenzentrum der Jüdischen Gemeinde mit Alten- und Pflegeheim, Altenwohnanlage und Synagoge ersetzt (vgl. Karpf 2003).

Edgar Bönisch, 2014

Primärquellen

ISG Ffm: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main:

Magistratsakten 9.392

Literatur

Benzenhöfer, Udo 2013: Das Städtische Krankenhaus in Frankfurt am Main von 1884 bis zur Eröffnung des Universitätsklinikums 1914. Hildesheim

Frankfurter Zeitung 1914a: Abendblatt, 18. Mai, Nummer 137

Frankfurter Zeitung 1914b: Abendblatt, 24. Juni, Nummer 173

Hanauer, Wilhelm 1914: Festschrift zur Einweihung des neuen Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde zu Frankfurt am Main. Frankfurt a.M.

Isaac, Simon o.J.: My Life by Professor Simon Isaac. ME 1366: http://www.lbi.org, 4. Juli 2014

Israelitische Gemeinde Frankfurt am Main 1876: Beschreibung der am 27. Juni 1875 stattgefundenen Feierlichkeiten zur Einweihung des Hospitals der israel[itischen] Gemeinde in Frankfurt am Main Grüner Weg 26: Erbaut von der Familie Königswarter. Frankfurt a.M.

Kallmorgen, Wilhelm 1936: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main. Frankfurt a.M.

Murken, Axel Hinrich 1976: Das deutsche Baracken- und Pavillonkrankenhaus von 1866-1906. In: Schadewaldt, Hans: Studien zur Krankenhausgeschichte im 19. Jahrhundert im Hinblick auf die Entwicklung in Deutschland. Vorträge des Symposiums der „Deutschen Gesellschaft für Krankenhausgeschichte e. V.“ vom 23. Bis 24. Februar 1972 in Berlin. Göttingen: 72-104

M. R. 1946: Günzburg, Alfred [Nachruf]. Aufbau 12 (1946) 2 (11.01.1946), S. 24, Spalte a

Steppe, Hilde 1997:„…den Kranken zum Troste und dem Judenthum zur Ehre…“. Zur Geschichte der jüdischen Krankenpflege in Deutschland. Frankfurt a.M.

Tauber, Anton 2008: Zwischen Kontinuität und Neuanfang. Die Entstehung der jüdischen Nachkriegsgemeinde in Frankfurt am Main 1945-1949. Wiesbaden

Voggenberger, Fritz 1913: Sonderausstellung für Krankenhausbau. Internationale Baufachausstellung mit Sonderausstellung Leipzig 1913. Frankfurt a.M.

Voswinckel, Peter 1994: Simon Isaac und der Beginn der Insulintherapie in Deutschland. In: Juliane Wilmanns: Medizin in Frankfurt am Main. Ein Symposion zum 65. Geburtstag von Gert Preiser. Hildesheim. 205-213

Internet

FAZ 2009: http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/franz-roeckle-lehrbeispiel-fuer-menschliche-gemeinheit-1894651.html, 17.06.2014

Karpf, Ernst 2003: Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde an der Gagernstraße. www.frankfurt1933-1945, 17.06.2014